Galerie 149 Bremerhaven

Ein kleiner Rosengarten - audiovisuelle Fensterinstallation

30. Oktober – 7. November 2010

Die Rose, seit Jahrtausenden als „Königin der Blumen“ gehegt und gezüchtet, bedichtet und besungen, als Symbol verehrt und verklärt, in der Gegenwart auch als elektronisch bespieltes Kunst- und Klangobjekt veredelt? Fern jeder gärtnerischen Attitüde machte der Berliner Künstler Tilman Küntzel in seiner Präsentation „Dornröschen war ein schönes Kind“ in der Galerie 149. dieses Phänomen erfahrbar.
Küntzels kleiner Rosengarten wird belebt mit 30 industriell gefertigten langstieligen Seidenrosen, ausgestattet mit Bimetalllämpchen, die – einmal eingeschaltet – in der ursprünglichen Ausgabe ein zufälliges Lichtintervall erzeugen.
Die reizvolle und buchstäblich spannende Aufgabe bestand für Küntzel darin, diese stummen Lichtzeichen hörbar zu machen.
In der konzertanten Aufführung mit dem Objekt ROSEBOARD hat er den einzelnen Rosenleuchten gesampelte elektronische Klänge zugeordnet, die er über ein Schaltpult an- und ausschalten und so mit Hilfe eines Verstärkers für Augen und Ohren zugänglich machen kann. Er allein bestimmt den Zusammenhang der Klänge; die Zuhörer verbleiben ausschließlich in passiver Haltung, erfahren Konzertatmosphäre, keine Performance. Das erleichtert die Konzentration auf die Klanganordnung und deren Variationen und auf Assoziationen, die verblüffen, allerdings im Zeitalter der Flut von Telefonklingeltönen nicht mehr so überraschen wie zuvor.
Neben dieser Präsentation eröffneten die BIK Galerie 149 und Unerhört, Verein für Neue Musik, die Fensterinstallation „Ein kleiner Rosengarten“, für die Tilman Küntzel 14 seiner Leuchtrosen mit einer Membran versehen und so an den Galeriefenstern befestigt hat, dass die stummen Rosen, wenn zentral eingeschaltet, zu einer selbst spielenden Ton- und Lichtreihe werden – in dieser Woche zu bestaunen täglich von 18 bis 22 Uhr. Das Ergebnis von Küntzels Mitarbeit im cooltour-Programm der Immanuel-Kant-Schule wird am Donnerstag, 4. November, um 12 und um 18 Uhr ebenfalls in der Galerie 149 zu sehen sein.
Text: Norbert Duwe

Foto: Heide Duwe