Perlen vor die Hunde

Zur Einordnung muß festgestellt werden, dass es zwei Strömungen des Genres der Klangkunst gibt. Die eine kommt aus der bildenden Kunst und die andere aus der Musikwissenschaft und Komponist*innen neuer- bzw. elektroakustischer Musik.
Meine Wurzeln liegen in der Bildenden Kunst; dem Studium an der HfBK-Hamburg 1985-1992 im Fachbereich Freie Kunst. Die klingenden Künste wurden in dieser Zeit besonders gefördert durch den Präsidenten Carl Vogel und Professoren wie Gerhard Rühm und KP Brehmer in Assoziation mit René Block und der Gelben Musik von Ursula Block. Lehrkräfte wie Claus Böhmler, Ernst Mitzka, Henning Christiansen und Gästen wie Joe Joens, Bo Hanson, Mauricio Kagel und Bill Fontana ermöglichten einen Auseinandersetzung im Umgang mit dem akustischen Material. 1992 wurde mir durch Stephan von Huene ein Aufenthalt in Kalifornien bei Alan Kaprow vermittelt mit dem Wunsch mich auf die Spuren von Harry Partch zu begeben – was ich 1993 auch mit Hilfe eines DAAD-Stipendiums tat. Alan Kaprows Konzeptkunst hat mich sehr geprägt.
Klangkunst ist eine Untergruppe der Konzeptkunst. Meine Arbeiten sind immer auch Untersuchungen über den Ort oder die Geschichte des Ortes aus dessen Erkenntnissen die Entscheidungen über eine künstlerische Intervention geschieht. Zudem kommt die formal- ästhetische Ebene, die bei den bildenden Künstlern ein fester Bestandteil für des Betrachters Assoziationskette in der Wahrnehmung darstellt. Die nachfolgenden Arbeiten blenden den Raum als assoziatives Element aus und konzentrieren das Narrativ in sich selbst. Das Ausstellungskonzept PERLEN VOR DIE HUNDE ist der Versuch der perfekten Verschmelzung von auditivem und visuellem Ereignissen und Form. Den einzelnen Arbeiten wohnen eigene Themen inne, sodass diese, auf und in sich gerichtet, eine eigene Geschichte erzählen, die sich durch audiovisuelle Ereignisse und Form darstellt und sich nur durch die Assoziationen des Betrachters erschließt.

Der CLB-Projektraum bietet eine lichte Umgebung um den einzelnen Arbeiten den nötigen Raum zu geben und vereint doch die audiovisuellen Ereignisse zu einem Ausstellungskonzept, dass ich postinstallativ nennen würde. Die ausgeprägte Ästhetik zollt Tribut an die klassische Kunstausstellungsästhetik der 70er/80er Jahre.

RGB
audio-visuelles Objekt – selbstspielendes Instrument. Format: 72 cm x 150 cm
Material: Acrylglas, Aluminium, LEDs (150 Rot, 150 Grün, 150 Blau), 30 bimetal-Kontrollglühbirnen, 30 Lichtsensoren, 30 Klanggeneratoren, 30 Verstärker, 30 piezoelectrische Transducer.
Thema des Objektes ist das Zusammenwirken von auditiver und visueller Wahrnehmung. Technische Mechanismen generieren Lichtimpulse und Intervalle die sogleich in Klangereignisse umgesetzt werden. Sie steuern den Verlauf des Akustischen und sind so Generator für Komposition. Als Objekte sollen diese Arbeiten mehr als Versuchsanordnungen und mehr als Demonstration von Effekten und Ideen sein. Vielmehr soll die sinnliche Wahrnehmung im Vordergrund stehen und das Werk in seiner ganzen Komplexität ästhetisch er fahrbar sein.
Die schwarze Fläche erinnert an einen Flachbildschirm im Breitbildformat. Und tatsächlich kann man diese Arbeit als Abgesang auf das analoge Zeitalter verstehen. Die Bilder der alten Fernsehröhre bauten sich auf aus den Farben Rot, Grün und Blau, die überlagert weiß ergaben. In meinem Objekt habe ich die drei Farben auseinander dividiert und zu tanzenden Stäben aneinander gereiht. Das unregelmäßige Aufleuchten der Stäbe löst Töne aus, die den Farbfrequenzen von Rot, Grün und Blau entsprechen (incl. Obertöne). Das auseinander dividierte Visuelle bildet akustisch eine homogenen Klanglandschaft und beschreibt nicht mehr als: „you hear what you see“.

Talking Hat – Licht mit Hut
audio.visuelles Objekt – selbstspielendes Instrument
Format: 45 cm x 180 cm
Live generierte Polyrhythmen durch kontrollierte Fehlschaltungen von Leuchtstoffröhren.
Material: Acht Leuchtstoffröhren mit Starter-Fehlfunktion. 8 Mikrophone, Vorverstärker, Verstärker, Druckkammer-Lautsprecher, Sockel und Hut.

Audio Branding for Nothingness
audio-visuelles Objekt – selbstspielendes Instrument
Material: Plexiglas, Alukonstruktion, LED Lauflichter, elektronische Steuerungselemente, sound chips, Lautsprecher. Format: 80 cm x 250 cm
Fünf LED-Lichtspiele jeweils unterlegt mit einer 10 Sekunden Tonspur elektroakustischer Musik. Zufallsgeneratoren aktivieren Lichtspiel und Tonspur, sodass es zu akkustischen Überlagerungen kommt, während die Lichtspiele nebeneinander mal aktiv sind und mal nicht.

Sonic Knot
audio-visuelles Objekt – selbstspielendes Instrument
Material: Acrylclas, Polyester, Holz, elektronische Lichtsteuerung (Fake-TV), LEDs, Lichtsensoren, Tongeneratoren, Verstärker, piezoelektrische Transducer.
Format: 50 cm x 180 cm
Steuerelemente eines sog. „Fake-TV“ generieren Lichtimpulse und Intervalle die sogleich in Klangereignisse umgesetzt werden. Sie steuern den Verlauf des Akustischen und sind so Generator für Komposition und provoziert zugleich das Zusammenwirken auditiver und visueller Wahrnehmung.

Lights & Sounds
audio-visuelles Objekt – selbstspielendes Instrument
Material: Acrylglas, Aluminium, LEDs, elektronische Schaltung, Hubmagnete, Kinderklavier mit Klangstäben.
Format: 87 cm x 215 cm, Klavier: 49,5 cm x 51 cm
Bei einem Indienaufenthalt ließ ich mir auf dem Elektronikmarkt in Old Delhi, einem Stadtteil von New Delhi, einen Leuchtkasten bauen, so wie er dort oft als Werbung für Geschäfte zu sehen ist. Ich sagte nur den Text und überließ der Firma die Gestaltung wie Anordnung und Farben der LEDs, sowie den Rhythmus in dem diese aufleuchten. Der so gewonnene Leuchtrhythmus der Buchstaben kontrolliert nunmehr je eine Taste des Klaviers und kreiert so eine immer fortlaufende Komposition mit der dieses Objekt auf sich selbst hinweist.

Sonic Mushroom
Klangobjekt
Material: Styrophor, Kunststoffhörner, 3 mp3-player, Lautsprecher, Konstruktion eines selbstfahrenden Staubsaugers (ohne Staubsauger).
Format: 50 cm x 70 cm
Das Objekt gibt eine 6-Kanal-Komposition mit modifizierten Geräuschen von Insekten wieder. Das Objekt soll sich selbstständig und kontinuierlich durch den Raum bewegen.

Postinstallative audio-visuelle Arbeiten – Einzelausstellung Berlin 2023