Sabine Sanio

über Tilman Küntzel im Essay: Verschlissener Prunk - von der ästhetischen Aura der Armut

in: MusikTexte 132, 2012

Auszug:
(…) Eine sehr konsequente, zudem explizit audiovisuell konzipierte  „Arte povera“-Ästhetik vertritt der Klangkünstler Tilman Küntzel. In seinen Klanginstallationen findet man eine konsequente Auseinandersetzung mit einfacher, alltäglicher Technik. Dazu gehören die Geräusche anspringender Neonleuchten, die ihm als Klangmaterial einer Installation dient, oder die Manipulation von Bildmaterial für die Videoinstallation Zu den Sternen – terrestrische Invasion, für die er Verzerrungen durch digitale terrestrische TV-Über­tragung provoziert, während er bei der Produktion der Tonspur mit den Möglichkeiten, Abspielgeräte zu manipulieren, spielt. In diesen Kontext gehört auch die simple Steuerungselektrik für das zufällige Blinken von Weihnachtssternen, die er mit Piezos koppelt, um zufallsgenerierte Klangfolgen zu generieren – die nebeneinander aufgereihten Weihnachtssterne verwandeln sich in abstrakte, bewegte Farbfelder, während sich die piependen Piezos über die geweihte Atmosphäre lustig zu machen scheinen, die mit abstrakter Malerei so häufig verbunden ist. In den Strategien, alltägliche Objekte und Geräte in seine Installationen zu integrieren, erweisen sich die Arbeiten von Tilman Küntzel als Fortsetzung der Fluxus-Tradition. (…)

PDF (Sabine Sanio Essay Verschlissener Prunk, 142 kB)