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Neophonie
Material: Leuchtstoffröhren, elektronische Schaltung, Mikrophone, Lautsprecher
European Media Art Festival écart Galerie Osnabrück 2010, Klangkunst-Festival_tiefKlang Villa Plumpe Berlin 2009, Internationale Ferienkurse für Neue Musik
Darmstadt 2004, Singuhr – Hörgalerie in Parochial Berlin 2004, Earwitness at CCNDA (Center for Contemporary non-objective art) Brüssel (B) 2004, Kryptonale 9 Festival für raumbezogene Künste im Wasserspeicher Berlin 2003, 2. Erlanger Hörkunstfestival Hörkunst e.V., Universität Erlangen-Nürnberg Institut für Theater- und Medienwissenschaft Erlangen 2003, Muzeum Wagrowiecki Wagrowiecki (Pl.) 2001 Städtische Galerie im Buntentor Bremen 2001.
Die Räume der Stadtgalerie im Buntentor Bremen, die mir für die Realisierung einer Arbeit zur Verfügung standen, dienten einst der Aufbewahrung von Eis, um damit das in der ehemaligen Brauerei gebraute Bier zu kühlen. Die Wände sind extrem dick, und nur wenig Licht strahlt durch die dicken Fensterlöcher in den Raum. An der Decke wurden daher Schienen mit Leuchtstoffröhren installiert, um die Kunst adäquat auszuleuchten. Wird diese Deckenbeleuchtung angeschaltet, flackert es in unregelmäßigen Rhythmen eine Weile, bis die einzelnen Röhren mit einem „Ping“ signalisieren, daß der Leuchtstoff in den Röhren maximale Ladung erreicht hat und hell strahlt.
Dieser Vorgang animierte mich zu der Arbeit NEOPHONE RAUMINSZENIERUNG. Durch eine Elektroinstallationsfirma ließ ich Relais installieren, die die Deckenbeleuchtung in vier Gruppen unabhängig voneinander kontrollierten. Demnach sollte ein Stromkreislauf alle 2 Minuten für ca. 6 Sekunden angeschaltet werden – so lange, bis alle Stäbe stabil leuchten – um sich dann wieder auszuschalten. Zur Hörbarmachung dieser visuellen Rhythmen und des „Pings“ habe ich Mikrophonkapseln an die Röhren angebracht und sechs Lautsprecher je Leiste in Röhren von den Lichtschienen herabhängen lassen.
Als Pendant dazu habe ich drei Gruppen von insgesamt 13 Leuchtstoffröhren auf dem Boden angeordnet. Hier sind die Röhren so präpariert, daß es nie wirklich zu einem stabilen Leuchten kommt. Der Starter versucht ununterbrochen, das Gas in der Röhre zu entzünden. Durch Zeitschalter wird jede Röhre separat eingeschaltet (ca. alle drei Minuten eine Minute lang Startversuche). Der Starter, der maßgeblich für die Geräuschbildung verantwortlich ist, befindet sich in einem Glas, in dem sich auch eine Mikrophonkapsel und ein kleiner 1-Watt-Verstärker befinden. Durch ein Kabel im Deckel ist ein Druckkammerlautsprecher mit diesem verbunden, der die Zündgeräusche sowie das charakteristische „Ping“ hörbar macht. Durch Positionierung des Lautsprechers in unmittelbarer Nähe des Glases kann ein Rückkopplungsvorgang (zwischen Mikrophonkapsel und Lautsprecher) ausgelöst werden. Je nach eingestellter Lautstärke variiert der Abstand. Durch eine Position kurz vor einer Rückkopplung kann dem Klang Volumen und Nachhall verliehen werden. T.K.

Festival Hörraum:Atmosphären
Das Ausgangsmaterial von Neophonie besteht aus Aufnahmen kontrollierte Fehlschaltungen von Leuchtstoffröhren aus meiner audiovisuellen Installation „Neophone Rauminszenierung“, die ich seit 2003 in verschiedenen Anordnungen gezeigt habe. Bis zu 200% verlangsamt werden die Schwingungen elektrischen Impulse der Zündvorgänge hörbar. Die akustischen Aufnahmen im Raum machen den Nachhall sowie leichte Rückkopplungen im Raum hörbar und bilden durch die Verlangsamung das sphärische Schweben. Komponiert habe ich den Verlauf der zufällig auftretenden Störgeräusche durch das Einfügen von Geräuschen der Insekten wie Zikaden und Heuschrecken, die, meist durch mechanisches Reiben, ähnliche Impulsfrequenzen aufweisen. Der künstliche Raum füllt sich so mit organisch-perkussiven Ereignissen aus Klangräumen der Natur.
In einem gemeinsam vom ZKM | Institut für Musik und Akustik und der Akademie der Künste durchgeführten internationalen Kompositionswettbewerb wurden Künstlerinnen und Künstler aufgerufen, Atmosphäre darstellende akusmatische Kompositionen oder Miniaturen einzusenden. Dabei konnte es sich um Field-Recordings, synthetische, konkrete, aber auch städtische Klänge handeln. Die Vorgaben ließen den Künstlerinnen und Künstlern einen großen Freiraum, um ihre Vorstellungen zu diesem Thema zu artikulieren.
ZKM Wettbewerbsstücke
Aus insgesamt 61 internationalen Einsendungen wurden zehn Werke mit einem Preis prämiert (Stücke Nr. 1-10) und elf weitere (Stücke Nr. 11-21) zur Präsentation im Hörraum ausgewählt, die in einem zweistündigen Loop dauerhaft während der Ausstellung in Berlin laufen. Alle ausgewählten Stücke werden zu einem späteren Zeitpunkt auch in einer Veranstaltung am ZKM | Karlsruhe dem Publikum zu Gehör gebracht werden.
Im Rahmen von Kultur:Stadt
Ausstellung 15. März – 26. Mai 2013
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
Studio Foyer der Akademie der Künste Berlin
8. – 19. Mai 2013

European Madia Art Festival Osnabrück
21. – 25. April 2010
Für das Festival 2010 haben wir das Motto MASH UP gewählt, das sich in Filmprogrammen, Lectures und der Ausstellung widerspiegelt.
Die Neuinterpretation und Neucodierung von Medieninhalten, Kunstwerken, Musik findet heute in der Populärkultur genauso wie in der Kunst statt. Dabei wird das Mash Up von Zitaten und Referenzen zum ästhetischen, satirischen und subversiven Stilmittel, –wo es auch die Rechte Dritter tangiert.

Neophonie Bremen
Städtische Galerie im Buntentor, Bremen 2001
„Neophonie“ ist inspiriert durch die Gräusche der Zündvorgänge von Leuchtstoffröhren. Küntzel inszeniert eine Raumkomposition aus Licht und Klang, in der Lichteffekt und akustischer Impuls direkt zusammenhängen. Zu hören sind allein die über Mikrophone verstärkten Geräusche der Bimetallstreifen im Inneren der Starter.